Samstag, 21. September 2013

Adler-Olsen: "Schändung"

Lange Zeit war ich kein besonders großer Freund von nordischen Krimis und Thrillern. Meine Krimiheimat liegt eigentlich eher in Großbritannien und den USA. Aber hier und da fällt mir dann doch auch mal was aus Nordeuropa ins Auge: heute gibt es einen tollen Thriller aus Dänemark.






 




"Schändung"
von Jussi Adler-Olsen
erschienen bei dtv
als Kindle-Edition für 8,99 EUR
oder als Taschenbuch für 9,95 EUR

Die Story: Carl Mørck leitet das Sonderdezernat Q bei der Kopenhagener Kriminalpolizei. Er befasst sich mit Ermittlungen zu alten, ungeklärten Fällen. Eines Tages findet er einen solchen Fall auf seinem Schreibtisch: Ein Doppelmord an einem Geschwisterpaar, der zwanzig Jahre zurückliegt. Mørcks Interesse an diesem Fall ist geweckt, obwohl er nicht weiß, wer ihn auf diesen Fall aufmerksam machen möchte und vor allem WARUM. Denn der Fall scheint abgeschlossen, ein Täter wurde verurteilt und sitzt seit vielen Jahren im Gefängnis. Mørck und sein Team beginnen mit ihren Ermittlungen und stoßen dabei auf drei Männer aus höchsten Kreisen Dänemarks, zur Tatzeit alle Schüler eines Eliteinternats, die in den Fall verwickelt zu sein scheinen. Ebenso wie Kimmie, ein weiteres Mitglied der Internats-Clique, die heute auf der Straße lebt. Welche Rolle spielt sie? Carl Mørck entdeckt weitere ungeklärte Morde im Umfeld der ehemaligen Internatsschüler und findet sich schließlich in einem Alptraum aus Menschenverachtung, ungehemmter Gewalt und Mordlust. Doch diesmal ist Mørck selbst der Gejagte....
Meine Meinung: Der zweite Teil aus dem Serie um Kommissar Mørck  und das Sonderdezernat Q ist ein fesselnder Thriller, der mich gleich in seinen Bann gezogen hat. Den ersten Teil kenne ich nicht, was aber das Lesevergnügen nicht geschmälert hat. Auch bei Kommissar Mørck gelegentlich die düstere Schwere an, die nordische Ermittler oft umgibt und die mir einfach oft zu depressiv ist. Aber Adler-Olsen setzt mit Carl Mørck eigene Akzenteund gilt mit seiner Thriller-Reihe heute, wie ich finde zurecht, als der beliebteste dänische Krimiautor. Mir hat dieser Thriller so gut gefallen, dass ich sicher auch die weiteren Teile der inzwischen fünfteiligen Reihe um das Sonderdezernat Q lesen werde.
Mein Fazit: Adler-Olsen gibt in "Schändung" verstörende Einblicke in die Seelen und Taten von Menschen, die man wohl am treffendsten mit "abgrundtief böse" bezeichnen kann. Zurück bleibt am Ende ein verwundeter Kommissar und die Hoffnung, dass Menschen mit Geld und Macht auch irgendwann von ihrer Vergangenheit eingeholt werden und sich der Gerechtigkeit nicht entziehen können. Dieser spannende Thriller von Jussi Adler-Olsen erhält von mir vier von fünf Sternen.

Sonntag, 8. September 2013

Blogg dein Buch: "Die Toten, die niemand vermisst" (Hjorth & Rosenfeldt)

Diesmal gab es von "Blogg dein Buch" krimimäßig was auf die Ohren: Vor kurzem lag "Die Toten, die niemand vermisst" vom schwedischen Autorenteam Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt als Hörbuch in meinem Briefkasten.











"Die Toten, die niemand vergisst"
von Hjorth & Rosenfeldt
als Hörbuch auf 6 CDs im
AUDIOBUCH Verlag,
hier bestellbar für 19,95 EUR

Die Story: Im schwedischen Lämtlandsfjäll werden von Wanderern sechs vergrabene Leichen, darunter zwei Kinder, gefunden. Aus Stockholm reisen Kommissar Torkel Höglund und sein Team von der Reichsmordkommission an, um in diesem Fall zu ermitteln. Auch Kriminalpsychologe Sebastian Bergann ist dabei, noch gezeichnet von den Geschehnissen aus der vorherigen Ermittelung. Doch im Team kommt es zu Spannungen: Bergmann reist vorzeitig zurück nach Stockholm, ebenso wie Kollegin Vanja. Ihr Vater wurde verhaftet - verantwortlich dafür ist indirekt Bergmann und seine (ehemalige) Geliebte, die Vanjas Vater an die Behörden verraten hat. Parallel zu dieser Mordermittelung wird über das Schicksal der Afghanin Shibeka Khan berichtet, deren Mann und Cousin vor einigen Jahren spurlos verschwunden sind. Das Verschwinden der beiden lässt Shibeka nicht ruhen und auch ihr Sohn begibt sich auf eine gefährliche Suche nach seinem Vater, an deren Ende man erfährt, wie beide Handlungsstränge zusammenhängen.
Meine Meinung: "Die Toten, die niemand vergisst" ist bereits der dritte Roman um Torkel Höglund, Sebastian Bergmann und deren Ermittlerteam. Ich kenne die Vorgängerromane nicht und fand es recht schwierig, mich in den Zusammenhängen und Dynamiken der handelnden Personen zurechtzufinden. Dieses Hörbuch läuft über mehr als sieben Stunden und ist für meine Begriffe äußerst detailliert - um nicht zu sagen langwierig - in seiner Erzählweise. Unwichtige Details und vor allem die Gedanken der handelnden Personen nehmen zu viel Raum ein, zu Lasten der Spannung der Geschichte. Der eigentliche Handlungsstrang um die sechs Leichen tritt im Laufe des Buches eigentlich völlig in den Hintergrund. Dies ist wohl auch der Grund, warum das Ganze mich nicht so recht fesseln konnte. Auch die parallele Story um den verschwundenen Familienvater konnte daran nichts ändern. Und am Ende des Buches steht dann noch ein Cliffhanger, der einen erwartungsvoll und ein enttäuscht zurücklässt. Spannende Momente wie diesen hätte ich mir im Buch viel mehr gewünscht.
Mein Fazit: Schwedisches Hörbuch auf sechs CDs mit äußerst träger Story. Einzige spannende Elemente bieten die Beziehungen der Ermittler untereinander. Sie machen die Geschichte ein wenig interessanter. Sehr gut hat mir Douglas Welbat als Vorleser gefallen. Er hat eine angenehme Stimme, der man gerne zuhört. Insgesamt doch eher ein mäßiger Krimispaß. Wer die vorherigen Bücher bereits kennt, mag eventuell ein wenig mehr Freude haben. Bei mir reicht es nur für drei von fünf Sternen und die Erkenntnis, dass schwedische Krimis nicht automatisch auch gut sein müssen.

Sonntag, 1. September 2013

Britsch-moderner Krimi: „Wer Blut vergießt“ (Deborah Crombie)


Bereits zum 15. Mal lässt Deborah Crombie in „Wer Blut vergießt“ ihre beiden Ermittler Duncan Kincaid und Gemma Jones auf Verbrecherjagd gehen. Die Autorin setzt dabei auf bewährte Elemente und serviert eine äußerst gelungene Fortsetzung ihrer Krimireihe.









 

"Wer Blut vergießt"
von Deborah Crombie
erschienen bei Goldmann
als Taschenbuch, ca. 440 Seiten
für 9,99 EUR

Die Story: Zwei unerklärliche Morde, die im Bereich des Londoner Crystal Palace Park verübt werden, ein sympathisches Ermittlerteam (welches den Fans dieser Serie bereits bestens vertraut ist) und zwischendurch immer wieder kleine, historische Informationen über die Handlungsorte. Trotz des bewährten Konzepts fehlt es hier nicht an Spannung: Zwei Anwälte, die auf den ersten Blick in keiner Verbindung zueinander stehen, werden kurz nacheinander brutal ermordet. Gemma und ihre Assistentin Melody Talbot übernehmen die Ermittlungen und stehen zunächst vor einem Rätsel. Während die beiden sich auf die Suche nach dem Täter machen, ist Gemmas Lebensgefährte Duncan beurlaubt und kümmert und sich um Haus und Kinder der Patchworkfamilie. Ein Zustand, dem er auf Dauer immer weniger abgewinnen kann. Er vermisst seinen Job und nutzt gerne die Chance, sich ebenfalls in Gemmas Ermittlungen einzumischen. Melody hat indessen Gefallen an dem Gitarristen Andy gefunden, dessen traurige Vergangenheit mit den Morden in Verbindung steht...
Meine Meinung: Mit dem neuesten Band der erfolgreichen Reihe ist der Autorin eine rundherum gelungene Fortsetzung gelungen. Neben den spannenden Mordfällen, macht es besonders Spaß die Entwicklung der Hauptpersonen zu verfolgen und wie die beiden Ermittler ihren ernsten Beruf und ihre etwas chaotische Familie unter einen Hut zu bringen versuchen. Auch die kleinen historischen Häppchen, die die Autorin an den Beginn jedes Kapitels stellt, sind wirklich interessant und vermitteln eine lebendiges Bild der Handlungsorte und deren Geschichte. 


Mein Fazit: Eine spannende und lesenswerte Fortsetzung der James/Kincaid-Reihe von Deborah Crombie. Selbst wer die vorherigen Bücher nicht kennt, wird sich leicht in die Story und die Charaktere hineinfinden. Daher gibt es die vollen fünf von fünf Sterne für dieses Buch. Und auch die vorherigen Bücher kann ich wirklich nur empfehlen.