Donnerstag, 14. November 2013

Krimi aus Polen: "21:37" von Mariusz Czubaj

Bei "Blogg dein Buch" gibt es aktuell die Wahl zum „Indie-Verlag des Jahres 2013“. Besonders interessant für mich war hierbei der Titel "21:37" von Mariusz Czubaj - ein Thriller aus Polen. Thriller aus den USA oder Großbritannien (die ich auch sehr gerne lese), finden sich bei uns in Massen, aber Krimis, vor allem aus kleineren Ländern, sind hierzulande doch rar gesät - daher habe ich mich gefreut, als das Buch schließlich im Briefkasten lag.

























"21:37"
von Mariusz Czubaj
erschienen im Prospero Verlag, erhältlich hier
für 14,95 EUR


Die Story: In Warschau werden zwei Schüler eines Priesterseminars ermordet aufgefunden. Vor ihrem Tod wurden sie brutal gefoltert. Außerdem wurden ihnen die Zahlen 21 und 37 auf die Stirn geschrieben. Sie deuten auf den Todeszeitpunkt von Papst Johannes Paul II., 21:37 Uhr. Gibt es eine Verbindung zum Tod des Papstes? Kommissar Rudolf Heinz wird nach Warschau gerufen, um sich mit seinen kriminalpsychologischen Kenntnissen an den Ermittlungen der Sonderkommission zu beteiligen. Die Ermittlungen führen ihn in das Priesterseminar. Dort stößt er auf merkwürdige Vorgänge, weitere verschwundene Seminaristen und höfliches Schweigen. Doch Heinz lässt sich nicht beirren, bis er schließlich auf die Lösung stößt...
Meine Meinung: Ein düsteres Buch mit einem äußerst düsteren Kommissar. Im Verlauf des Buches erfährt der Leser ein wenig mehr von den Abgründen, die dahinterstecken: Eine aufgrund seines Berufs gescheiterte Ehe, ein Jahre zurückliegender Fall, der psychische und physische Narben hinterlassen hat, die seltene Krankheit Raynaud-Syndrom und eine zerrüttete Beziehung zu seinem Sohn. Alles das lastet schwer auf den Schultern des Profilers Rudolf Heinz. Aber seine Instinkte sind wach und sie helfen ihm bei der Lösung des Falls um die ermordeten Seminaristen (und weiterer Morde). Seine Leidenschaft ist die Musik - nur sie lässt ihn abends einschlafen: Black Sabbath, Fleetwood Mac, John Lee Hooker - sie alle Helfen ihm, seine vergangenen und aktuellen Dämonen auf Abstand zu halten.
Mein Fazit: Kommissar Heinz ist eine faszinierende Person, ob man ihn mag oder nicht. Allerdings ist dieser Typus Kommissar keine wirklich neue Erfindung. Mir persönlich geht es hier ein wenig zu düster zu. Ein wenig Kontrast zu den negativen Gedanken von Heinz hätte nicht geschadet, doch die dunkle Stimmung zieht sich durch das gesamte Buch. Es entsteht der Eindruck, dass auch die Entwicklung der polnischen Gesellschaft in keine sehr positive Richtung verläuft. Ob dies den Tatsachen entspricht, kann ich allerdings nicht beurteilen. Das die Öffnung hin zu Europa nach dem Fall des Eisernen Vorhangs aber nicht nur Gewinner hervorgebracht hat, dürfte jedoch außer Frage stehen. Dieser erste Fall für den Ermittler Rudolf Heinz wurde im Jahr 2009 mit dem polnischen Krimipreis ausgezeichnet. Zu recht, denn das Buch ist ein handwerklich guter und lesenswerter, allerdings sehr bedrückender Thriller. Von mir gibt es dafür vier von fünf Sternen.

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