Sonntag, 6. Juli 2014

Rezension: "Die blinde Kommissarin"

Es war etwas ruhig hier in den letzten Wochen. Aber ihr kennt das sicherlich: Urlaub, Arbeit, Familie - und dann ist wieder eine Woche rum und man hat wieder nix gepostet. Ich habe zwar reichlich gelesen (Auch mal wieder etwas nicht-kriminelles: heißer Kurztipp "Das Happiness-Projekt" von Gretchen Rubin) und natürlich auch gekocht und gegessen, aber irgendwie fehlte mir die Zeit was draus zu machen. Nun soll es hier aber weitergehen, heute mit einer Rezension: "Die blinde Kommissarin" von Patrizia Rinaldi. Viel gesehen habe ich darin allerdings leider auch nicht....
Die Story: Jerry Vialdi, ein (besonders beim weiblichen Geschlecht beliebter) Schnulzensänger wird ermordet. Viele haben ein Motiv: verflossene Geliebte, Geschäftspartner und auch düsteres Gesindel. Ein Fall für die blinde Kommissarin Blanca Occhiuzzi und ihre Kollegen. Doch Blanca hat den anderen voraus, dass ihr oft die Stimme mehr verrät als das Gesagte, denn Stimmen lügen nicht.
Meine Meinung: Wo soll ich anfangen? Ich hatte mich auf dieses Buch gefreut, weil ich die Idee einer blinden Kommissarin außergewöhnlich fand und gespannt war, mehr darüber zu erfahren, wie sich die anderen stärker ausgeprägten Sinne auf die Arbeit der Hauptperson auswirken. Tja, zu früh gefreut. Die Kommissarin als Hauptperson zu bezeichnen ist bereits übertrieben. Sie ist eine der Hauptpersonen, die bei der Polizei arbeiten, aber man erfährt genau so viel oder wenig von ihr, wie von den anderen. Sicherlich gibt es Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, aber mein Leserherz konnte sich für sie irgendwie nicht erwärmen. Ich habe sie beim Lesen mit einer gewissen Distanz betrachtet, daran hat sich bis zum Schluss leider auch nichts geändert. Es werden viele andere Charaktere vorgestellt, darunter auch Commissario Vincenzo Martusciello. Von ihm erfährt man ebenfalls einiges und er war mir zum Ende näher als die Person, um die sich laut Titel eigentlich alles drehen soll. Auch ihr im Klappentext erwähntes "besonderes Gespür für menschliches Abgründe" habe ich vergeblich gesucht. Ich hatte eher das Gefühl, dass sie mit Menschen eher nicht so gut kann. Ich muss daher sagen, dass sie mir fremd geblieben ist und ich sie sogar eher unsympathisch fand. Darüber hätte ich hinwegsehen können, wenn das Buch wenigstens spannend gewesen wäre - nächste Enttäuschung. Die Handlung plätschert wenig mitreißend vor sich hin - mir sind auch die genauen Zuständigkeiten der Akteure bis zum Ende unklar geblieben. Es tauchen ständig neue Personen auf. Zwischendurch sind kurze Passagen - offensichtlich vom Mörder - eingestreut, die für mich überhaupt keinen Sinn gemacht haben und dadurch eigentlich nur verwirrt haben. Ob das Buch eventuell durch die Übersetzung aus dem Italienischen gelitten hat, kann ich nicht beurteilen, aber ich fand die ganze Geschichte einfach nur kompliziert und ohne Spannung.
Mein Fazit: Angekündigt als Kriminalroman mit italienischem Flair, einer Stadt voller Geheimnisse und einer neuen sympathischen Kommissarin, der Lust auf einen Italienurlaub macht, muss ich leider sagen, dass hier zu viel versprochen wurde. Die Handlung wirkt kompliziert und ohne Spannung und roten Faden, die Kommissarin konnte ebenfalls nicht überzeugen und italienisches Flair habe ich vergeblich gesucht. Schade, um die vertane Lesezeit - aber ich möchte nach diesem Buch jedenfalls nicht nach Italien fahren. Daher gibt es einen von fünf Sternen für diesen Kriminalroman.

"Die blinde Kommissarin" von Patrizia Rinaldi ist erhältlich als Ullstein-Taschenbuch für 8,99 EUR. Ein herzlicher Dank geht auch wieder an Blogg dein Buch.

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